Im Februar 2018 war ich mit einer Reisegruppe im Süden Indiens unterwegs. Die Gegend ist bekannt für eine gewaltige Tempelarchitektur, die sogar den Bau des weltberühmten Angkor Wat in Kambodscha inspiriert haben soll. Den Süden Indiens kennt man übrigens auch als Geburtsort der Naturheilkunde Ayurveda.
Während der Reise bekamen wir immer wieder Sambar, ein Linsen-Curry, serviert. Das Gericht mit Suppenkonsistenz wird mit Gemüseeinlage zubereitet. Unter anderem ist ein Wundergemüse dabei, das in der deutschen Küche unbekannt ist: Moringa-Schoten. Die Schoten wachsen an einem Baum Namens Moringa, der inzwischen auch von berühmten Persönlichkeiten wie Fidel Castro erwähnt worden ist und sogar als „Super Food“ auf dem deutschen Markt ein Begriff geworden ist. Und so komme ich dazu, von diesem indischen Baum des Lebens zu berichten.
Moringa oleifera ist ein immergrüner Baum, der eine Höhe von ca. 8 – 10 m erreichen kann und in Indien heimisch ist. Wegen seiner Dürreresistenz nennt man den Baum in Indien „Baum der Unsterblichkeit“.
Die Früchte dieses Baumes, in Form von Schoten, werden bis zu 40 cm lang. Wegen ihrer Form werden die Schoten „Drumsticks“ (Trommelstöcke) genannt und ähneln langen Bohnen. Die gekochten Moringa-Schoten haben einen spargelähnlichen Geschmack.
Die Schoten enthalten wichtige Nährstoffe sowie Proteine und sind reich an Vitamin C und Eisen. Seit Jahrtausenden wird Moringa in der ayurvedischen Heilkunst eingesetzt. Die Blätter wirken entzündungshemmend. Mit den Wurzeln werden rheumatische Beschwerden kuriert. Die Samen des Baumes können Bakterien im Wasser binden und sind daher zur Trinkwasseraufbereitung geeignet. 200mg bis 300mg der Samen können ein ganzes Fass mit trübem Wasser klären. Der Baum ist sehr reich an Zeatin, einem Antioxidans, das das Wachstum der Pflanze beschleunigt. Bei Menschen beschleunigt Zeatin die Hautregeneration.
Die Engländer nannten diesen Baum „Horse-Radish Tree“. Die Wurzeln des Baumes riechen wie Meerrettich und wurden in der Kolonialzeit von den Engländern als Meerrettichersatz benutzt. Die Wurzeln enthalten unter anderem Benzylsenföl, das für den meerrettichartigen Geschmack verantwortlich ist.
Der deutsche Name Meerrettich Baum ist wahrscheinlich die direkte Übersetzung aus dem englischen gewesen.
Heute gedeiht der schnellwüchsige Moringa in tropischen Gebieten weltweit, wie zum Beispiel in Indonesien, Sri Lanka, Zentralafrika, Mittel- und Südamerika.
Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro hat auch einen Beitrag geleistet, um den Meerrettichbaum zu seinem Ruhm zu verhelfen. Er hat den Kubanern nahgelegt, den Baum wegen seiner nährstoffreichen Qualitäten in großem Maßstab anzubauen.
Und so ist der bescheidene Moringa Baum inzwischen als ein internationaler Star in der Welt der Bäume mit Heilkräften angekommen.
Wenn ich auf meiner nächsten Indienreise Sambar Linsen Curry bestelle, werde ich bestimmt an die positive Wirkung der Moringa auf meine Gesundheit denken und genießen.
Sumeet Sehgal